Achtung: Das Gedicht könnte ein Trigger sein

Ein kleiner Hase saß da und träumte
Groß wollte er werden und sein Leben meistern
Dass er bis jetzt versäumte
Doch ging er immer nur Kappeister
So sehr sich der Kleine bemühte
Kämpfte, brüllte und auch fleißig war
Der kleine Hase blieb zwar da
In dieser Welt 
Empfand sich aber so gar nicht als ein Held
Der kleine Hase fühlte sich wie ein Hasenfuß
Jeden Morgen sagte er nett einen Gruß
An alle, die ihn umgaben
Den Hasen aber nicht wirklich sahen
Dabei war er so lieb und nett
Auch höflich und adrett
Der kleine Hase liebte so sehr Apfelmus
Rannte durch sein Leben
So schnell er konnte
Hoppelte aber oft daneben
Fiel hin, tat sich weh
Stand wieder auf und hoppelte weiter
Es begann alles mit einem Hoppereiter
Auf dem Schoß eines Mannes
Das wollte der kleine Hasenfuß nicht
Doch so klein wie er war
Entkam er nicht
Dem übergroßen Mann
So begann das Hoppereiterspiel
Und der kleine Hase fiel
auseinander in tausend Stückchen
Wie in tausend und einer Nacht
Das hätte der kleine Hase nie gedacht
Jedem entrückten Teil war dieses entgangen
Der kleine Hasenfuß war in sich gefangen
Und hoppelte weiter wie unter Zwang
Warum half ihm niemand
Wo waren die Freunde
Die Familie, die nicht erkannte
Dass der kleine Hasenfuß immer nur rannte
Zu viele Jahre hoppelte er durch sein Leben
Trat immer noch oft daneben
Stürzte und verletzte sich
Die Krankheiten nahmen sich viele Teile für sich
Teile des kleinen Hasen
Weiter, immer weiter hoppelte er über den Rasen
Der selbst aber keine Zerstückelung erkannte
Nur in unguten Phasen
So saß der Hase wie ein Hasenfuß
Hob sein Pfötchen weiterhin nett zum Gruß
Und konnte sich selbst kaum vertrauen
Der Hase konnte zuschauen
Aus dem Hasenfüßchen ward eine Frau
So groß, so schön, dabei so schlau
Ohne selbst darum zu wissen
Die Frau fühlte all das nicht
Sie ward nicht gesehen von sich
Die Frau ahnte, sie ist nicht allein
In ihrem Innern
Da ist ein Hasenfüßchen immer dabei
Wenn sie stritt
Dann ward sie das Häschen
Und schnupperte ängstlich mit dem Näschen
Dann war die Frau verschwunden im Hasenfuß
Sagte aber immer noch nett einen Morgengruß
Die Frau mit dem inneren Hasenfuß
Bekam ein Kind
Kein Häschen
Das hatte ein eigenes Näschen
Aber auch noch viel mehr
Und die Hasenmutter sorgte sich sehr
Sie wollte kein Hoppereiterspiel für ihr Kleines
Sie sorgte dafür
Dass das nicht geschah
So zog sie ihr Häschen groß 
Manchmal gelang es sogar famos
Dann aber war der Hasenfuß da
Und die Frau verschwunden
Sie litt zu sehr unter den alten Wunden
Die sie leckte und therapierte und galoppierte
Weiter hetzend durch ihr Leben
Trat noch immer oft daneben
Eine fleißige Frau
Pflegte die eigene Mutter über Jahrzehnte
Und hoppelte weiter
Auf ihrer Lebensleiter
Stufe für Stufe krabbelte sie empor
Rutschte zurück ins stinkende Moor
Versank tief darin
Ohne einen Sinn
Noch hoffte die Frau auf ihren Retter
Doch stattdessen entstand schlimmes Unwetter
Sie wollte in einer Klinik alles wegpacken
Und die alten Lasten, den schweren Müll entsorgen
Dabei dachte sie an morgen
An ihr weiteres Leben
Dass sie endlich genießend erleben wollte
Endlich durch ihr Leben hoppeln
Ohne Schmerzen und ohne Last
So rollte die Lawine
Vielleicht nicht allein
Aber auf vier Beinen
Wollte sie wieder sein
Das war ihr Traum
Doch erstens kommt es anders
Als zweitens als man denkt
Die Frau mit dem Hasenfuß
Wurde gefällt wie ein Baum
Der dem Tod geweiht stand
Im Waldesraum
Zerstückelt in einzelne Stümpfe
Die Äste entzweit
Die Häsin hoppelte wieder daneben
In diesem bescheidenen Leben
Und durchlitt die alten Wunden
Aufreißend blutend unter Qualen
Ihre Heilung wurde nicht gefunden
Von ihr der suchenden Hasenfrau
Sie zersplitterte nun nicht nur in einen Hasenfuß
Nun war sie auch noch ein Wolf, ein Bär
Dunkel wie schwarzer Ruß
Ein Schatten ihrer Selbst
Und fühlte sich nun wie Apfelmus
Dumpf und unter Glas trat sie auf Scherben
Lief blutend mit Schmerzen einsam durch luftleeren Raum
Tot war der Baum
Tot war der Baum
Wie würde alles weitergehen
Doch die Frau gab nicht auf
Sie nahm ihren kleinen Hasenfuß an die Hand
Den sie so genau kannte und rannte 
Den Wolf nebendran und den Bären dazu
Mit dunklen Schatten sowieso
Die so übermächtig
Besonders im Sonnenlicht wirken
Und obwohl sie sich wie Apfelmus fühlte
Der überkochte und nun abkühlte
Abgekratzt werden muss
Aus dem Topf geschabt
Getrocknet und alt
Brüchig und verbrannt
Doch noch immer ist eine Süße des Muses erkennbar
Auch für den kleinen Hasen in ihr
Von daher geht sie weiter
Und sie, die Frau
Weiß genau
Auch wenn ihr Leben zersplittert ist
Eines ist ihr gewiss
Den Tätern
Diesen, wird sie nicht den Sieg gönnen
Hoppereiter und trotz(e)dem weiter
Sie möchte in ihrem Leben
Heiter sein
Befreiter sein
Den Sinn erkennen
Ihr Sein
Liebe für sich
Für ihre Kinder und auch für andere
Sie wird hoppelnd und humpelnd
Alle Schatten erwischen
Diese vereinnahmen
Und alles vermischen
Den Bären bezwingen
Den Wolf zähmen
Um wieder gänzlich eins zu werden
Eine Frau mit einem kleinen Hasenfuß
Den sie auch zum Gruß
Im Arm hält
Zum Trost
Ohne Scham
Wenn der kleine Hasenfuß sich zeigt
Dann möchte sie stolz sein
Über ihr Dasein
Unweit vom Apfelmus
Auf ihrem eigenen Fuß
Sie, die den Hasen
Mit dem Hasenfuß
Immer durch das Leben trug
Notgedrungen
Als sei sie dazu gezwungen
Schwer war diese Last immer wieder
Sie stolperte hin und wieder
Und doch ist ein Hase lieblich und auch klein
Wenn ihre Seele ihn sieht
Könnte sie weinen
Vor Freude sich vereinen
Manchmal bringt der Hase
Nun Mut und Sonnenschein
Mitten in ihr Herz hinein
Freundlich erklingt ein lieber Morgengruß
Gleichsam als große, nun ältere Frau
Und sie weiß genau
Ja, sie weiß sehr genau